Verzweifeltes Community Management bei der ARD Tagesschau

Shitstorm-Alarm am Dienstagabend bei der ARD – soeben wurde die Facebook-Seite von der Netzgemeinde geentert. Die zum Teil heftigen Reaktionen zeigen vor allem eines: Der Zuschauer verlangt viel, vergleicht aber auch Äpfel mit Birnen.

Shitstorm-Alarm bei der ARD Tagesschau – wie die Redaktion damit umzugehen versucht.
Shitstorm-Alarm bei der ARD Tagesschau – wie die Redaktion damit umzugehen versucht.

Diesmal hat es die ehrwürdige Tagesschau der ARD getroffen: Angesteckt durch die Occupy-Proteste in Spanien (Berichterstattung bei RTVE, bei BBC) versuchen sich am Dienstagabend auch in Deutschland User Gehör für ihre Proteste zu verschaffen. Und wo geschieht das abends zu Hause sitzend am Besten? Genau, im Netz und zwar dort, wo einerseits die kritische Masse vorhanden ist und andererseits bei jenen, die stolz den Qualitätsjournalismus propagieren: auf der Facebook-Seite der ARD Tagesschau.

 

Wie Ulf Kippke ausführlich im Spottblog.de zusammenfasst, beginnt die Kommentarflut um ca. 19 Uhr. Mit jeder Tagesschau-Ausgabe – in welcher notabene nicht über die Ereignisse berichtet wird – steigt der Puls der Tagesschau-Facebook-Fans. Immer wieder versucht die tagesschau.de-Redaktion die Wogen zu glätten und die eigenen publizistischen Entscheidungen zu rechtfertigen.

Reaktionen der tagesschau.de-Redaktion
Reaktionen der tagesschau.de-Redaktion

Schliesslich – um 20.47 Uhr – sieht sich die Redaktion gezwungen, einen klärenden Post zu verfassen. Wie heute.de-Journalist Martin Giesler festhält, könnte dies erst recht Auslöser für die darauffolgende Reaktionsflut sein.

tagesschau.de-Redaktion wehrt sich gegen Shitstrom
tagesschau.de-Redaktion wehrt sich gegen Shitstrom

Auch nach Mitternacht will die Ruhe in den Kommentarspalten nicht zurückkehren, fast 1800 Äusserungen sind es um 1.30 Uhr. Interessant dabei ist vor allem die Erwartungshaltung der User. Von Livestreams, Zensur und Bildungsaufträgen ist die Rede. Immer wieder wird die ARD mit dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen in Spanien verglichen. RTVE war bereits kurz nach Ausbruch der Demonstrationen vor dem Parlamentsgebäude in Madrid mit mehreren Livekameras und Studio-Kommentar on air. Eine ausserordentliche Leistung, die rein aus technischer Sicht von ausländischen Sendeanstalten auf die Schnelle so niemals hätte angeboten werden können.

Kommt hinzu, dass die Kommentar-Schreiber für Onlinemedien und Nachrichten im Fernsehen plötzlich dieselbe Geschwindigkeit und inhaltliche Fülle verlangen. Ein merkwürdiger Ansatz, werden doch hier Birnen mit Äpfel miteinander verglichen. Klar, man hätte in den Spätnachrichten der ARD Tagesschau die Ereignisse – wenn auch nur kurz – erwähnen müssen. Dennoch kann auch in Zukunft ein Fernsehsender mit den aktuellen Qualitätsansprüchen an Storytelling, Form und Inhalt niemals mit versendeten Tweets, hochgeladenen Fotos oder rudimentär zusammengeschnittenen Youtube-Videos mithalten. Das ist auf die lange Frist aber auch nicht die Aufgabe dieses Mediums. Deshalb erstaunen solche Kommentare umso mehr.

Kommentar von Anne Nomous
Kommentar von Anne Nomous

 

Kommentar von Flo Crazzy Crowse
Kommentar von Flo Crazzy Crowse

Es ist nicht nur der merkwürdige Vergleich zwischen Fernsehen und Onlinemedien, sondern vielmehr auch die von den Usern eingeforderte Bringschuld der ARD gegenüber dem Publikum, die mich erstaunt. Auf keiner anderen Medienseite wurde auch nur annähernd so viel und so hart kritisiert wie bei der ARD. Obwohl auch SPIEGEL Online, heute.de und Focus Online nur «klein» über das Ereignis berichten, fallen die Reaktionen verhältnismässig sanft aus. RTL aktuell, sueddeutsche.de und ZEIT Online berichten am Abend erst gar nicht über die Proteste, müssen allerdings auch keine nennenswerten Reaktionen verbuchen. Können es wirklich nur die GEZ-Gebühren sein, die User zu solch aufgebrachten Kommentaren treiben oder ist da vielleicht doch auch der Herdentrieb mit verantwortlich?

Immerhin konnte diese Herde für ziemlichen Staub sorgen, der wohl auch in den nächsten Tagen noch durch die deutsche Medienszene wirbeln wird. Sollte der Tagesschau-Shitstorm auch am Mittwoch noch weiterdrehen, könnte er auf der Shitstorm-Skala von Barbara Schwede und Daniel Graf leicht von aktuell Platz 3 (mässig bewegte See) um einige Stufen nach oben verschoben werden. Allerdings ist dies nicht die erste raue See, die das Tagesschau-Schiff durchquert. Bereits vor wenigen Monaten musste das jüngste Kind der Tagesschau, die tagesWEBschau, daran glauben.

 

Disclosure: Auch bei uns, auf der Facebook-Seite der SF Tagesschau, gab es einzelne kritische Kommentare. Der grosse Ansturm wie bei der ARD Tagesschau blieb aber (zum Glück) aus.

 

Update 1 – 26. September 2012, 15.00 Uhr:

Thomas Hinrichs, zweiter Chefredakteur der ARD Tagesschau meldet sich in einem Blogpost selbst zu Wort und will damit die eigene publizistische Position nochmals klarstellen: «Wir lassen uns nicht beeinflussen oder unter Druck setzen. Die Gebührenfinanzierung begründet unsere Unabhängigkeit.»

20 Kommentare

Demonstrieren 50 Männeke`s in Russland sind unsere Medien unverzüglich dabei. Meist wird dann gegen die Ordnungskräfte polemisiert.
In der EU ein 180er. Es werden die Demonstranten als Übeltäter ausgemacht. Unsere Medien sind zentral gesteuert. Zurück in die Zukunft der DDR

Befremdlich finde ich aktuell eher, dass Alles gleich ein „Shitstorm“ sein muss. Meiner Meinung nach war die Tagesschau davon aber noh weit entfernt. Da gibt es andere Vorfälle, welche vermutlich eher dem Begriff gerecht werden.

Für mich persönlich war das nichts weiter, als ein Protest gegen die Tagesschau und gut. Shitstorms sehen anders aus und entwickeln sich extremer.

So schlecht fand ich das Community Management der ARD, hat aber dennoch einiges an Verbesserungspotential. Beispielsweise zeitgerechter Dialog und vor allem: Aktives Handeln im Anschluss. Beispielsweise durch einen kleinen Bericht, etc. Doch da tun sich fast alle Medienunternehmen schwer, nicht nur die ARD. Das es anders geht, beweisen sie paradoxerweise sogar selbst. Sei es bei dem Arabfrühling oder anderen Ereignissen.

Die Ereignisse in Spanien und die schleppende Berichterstattung… das kann man gut auch den restlichen Medien ankreiden. Die waren nicht wirklich besser.

Insgesamt also: Die Zusammenfassung ist gut, das Community Management war nicht soooo schlecht, ein Shitstorm lag aber auch nicht wirklich vor. Einen gestandenen CM oder Social Media Manager sollte das kaum aus der Fassung bringen.

Beachtlich ist jedoch, wie beharrlich die „Fans“ der Tagesschau kommentieren. Das verdient Respekt.

Ich sehe auf der einen Seite zu hohe Erwartungen des Publikums auf Echtzeit-Nachrichten aber auf der anderen Seite auch ganz klar, dass selbst von großen Demos, zumindest wenn es keine Gewalt gibt, nicht oder nur ganz am Rande berichtet wird. Siehe letzten Sonntag in Portugal, da gab es die größten Demos seit Jahrzehnten und hier gab es diesen „ausführlichen“ Bericht dazu http://www.tagesschau.de/ausland/demonstrationen-portugal-spanien100.html Hintergrund-Informationen? Kaum.

Die Kritik ist teilweise auch sehr berechtigt, an solcher Berichterstattung. Cih schau regelmäßig Tagesschau aber ohne die Hintergrund-Informationen aus dem Internet würde man viele Zusammenhänge nicht verstehen.

Mir persönlich geht es darum, dass mehr wichtige Informationen bereitgestellt werden, mit den richtigen Hintergründen. Immerhin könnte es bei uns bald auch so aussehen und da sollten die Menschen vorbereitet sein bzw. auch ihr Wahlverhalten dadurch beeinflussen lassen und keine Mainstreamparteien wählen (cduspdfdpgrüne)

Wichtiges wurde bereits gesagt, ich wunderte mich, dass es MTV zum Beispiel durchaus zu einem schon sehr frühen Zeitpunkt möglich war, Berichte zu senden. ARD ist eben öffentlich-rechtliches Fernsehen…

[…] Konrad Weber meint hierzu in seinem Blog, dass die wütenden Kommentierer in ihrer Wut auch ein wenig Äpfel mit Birnen verglichen haben. Denn sie verglichen zum Beispiel die Tagesschau mit dem lokalen Fernsehsender. Man warf der ARD in diesen Vergleichen vor, Klüngelei zu betreiben und den Bildungsauftrag zu verfehlen, weil man eben nicht schneller als die spanischen Medien war. Konrad Weber meint dazu, dass die außerordentliche Leistung der spanischen Medien von der Tagesschau nie in dieser Geschwindigkeit hätte angeboten werden können. […]

Sehr schöne Zusammenfassung der gestrigen Ereignisse aus Spanien.

Klar ist das Phänomen der zunehmenden Verschmelzung von Online und klassischen Massenmedien komplexer geworden und so kann man es auch von einer anderen Seite betrachten.

Gestern gab es einen Großbrand in einer Düngemittelfabrik in Krefeld. Entsprechend war das dann auch das Topthema im Lokalsender WDR. Dort wurde in der „Aktuellen Stunde“ ein extra Bericht gesendet, der nur (sic!) aus Facebook Nachrichten bestand. Es wurde betont, wie wichtig solche unmittelbaren Reaktionen sind und wie sehr man auf die spektakulären Rauchbilder angewiesen ist. Insofern wird dann auch eine Erwartungshaltung erzeugt, die aber von der eigentlichen Problematik, dass sich nämlich professioneller Journalismus gegenüber dem digitalen Journalismus positionieren muss, ablenkt.

Naja, der Auslöser: Ich fand die Berichterstattung völlig in Ordnung – sind wir ehrlich: es war eine mittelkleine Demonstration. Das entnehme ich dem Bericht von jemandem, dem ich vertraue, auch weil ich ihn kenne, und der vor Ort war – und den man hier nachhören kann:

http://soundcloud.com/hr-online/proteste-in-madrid-gegen-die

Kurz: Der Anlass scheint mir nichtig; der Verdacht, „die ARD“ würde Proteste gezielt klein reden, als gelinde gesagt etwas gewagt – auch weil ich durchaus so meine Erfahrungen habe mit dem, was man so durchsetzen kann in der ARD und was nicht. Ist umgekehrt der Verdacht völlig hergeholt, dass sich ein guter Teil der Empörten koordiniert hat?

Na, so verzweifelt war das Community Management nicht, da gibt es deutlich schlimmere Beispiele. Was nicht in Ordnung war, war wirklich die Berichterstattung. Die Kritik der User-Zuschauer gründet auch auf schlechten Reaktionszeiten aus der Vergangenheit (Arabellion, Fukushima), immer wieder parteilich gefärbten Beiträgen und aktuell noch der neuen GEZ-Gebühr – da kommt viel Negatives zusammen.

Sie stoßen sich auch daran, dass die Verteilung ihrer Gelder nicht im Geringsten in ihrem Ermessen liegt – die ‚alte‘ Debatte, nach der Nutzer angeblich nicht zahlen. Das sähe sicher anders aus, könnte zumindest anteilig über die Verteilung entschieden werden. Die öR bekämen wohl allerdings nur den Pflichtteil.

Angesichts der Tatsache, dass es in Spanien schon seit geraumer Zeit massive Proteste gegen die Regierung, Banken etc. gibt, kann man wohl durchaus davon sprechen, dass die ARD hier gezielt wenig berichtet, über Demonstrationen einiger 100 Personen in Moskau wird hingegen immer sofort und absolut zeitgerecht berichtet – natürlich wird hier, wie bei fast allen unseren Medien, mit zweierlei Maß gemessen. Der Artikel soll die ARD also verteidigen, eigentlich klar, wenn er von einem Mitarbeiter öffentlich-rechtlicher Medien verfasst wurde. Nur: Wo bleiben die schlagkräftigen Argumente? Öffentlich-rechtliche mit Privatmedien vergleichen? Die Bringschuld eines zwangsweise öffentlich finanzierten Mediums anzweifeln? Sollen das ARGUMENTE sein? Und dann wäre da noch der Punkt des Onlinemedienvergleichs: Das TV muss mit dem Netz nicht mithalten können? Ja was muss es denn dann? Wozu finanzieren wir denn die ARD, wenn sie uns nur verlangsamt das liefert, was wir bereits aus dem Netz kriegen? Selbstverständlich ist es Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in selber Geschwindigkeit wie Netzmedien zu agieren – und das bitte mit einem HÖHEREN Qualitätsstandard, ansonsten kann es abgeschafft werden.

Und noch zum Punkt des spanischen Fernsehens: Wieso kann die ARD sich von denen keine Bildrechte besorgen? Wird in der Golfregion doch ununterbrochen gemacht, sollte innereuropäisch doch ein Kinderspiel sein!

Kurz: Es gibt einfach keinen Grund weshalb die ARD nicht zeitgerecht über dieses Thema informiert, außer, dass innereuropäische Unruhen immer unter dem Decke gehalten werden – klar, wir sollen ja nicht auf dumme Ideen kommen oder uns in unserem Schloss Europa vielleicht nicht ganz so sicher fühlen.

Natürlich hat die ARD eine Bringschuld. Es handelt sich bei dem Sender um gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk auf Grundlage des Rundfunkstaatsvertrages. Insofern ist der eigentliche Vergleich von Äpfeln mit Birnen der von ARD mit RTL, Zeit oder Spiegel. Diese privaten Medien können in gewissem Rahmen machen, was sie wollen, wohingegen die Bezeichnung „öffentlich-rechtlich“ keineswegs reine Dekoration, sondern Verpflichtung ist.

Auch wenn es leicht am Thema vorbei geht, aber ja, die GEZ Gebühre Sind ein entscheidender Punkt. Wenn ich für etwas bezahle, dann habe ich auch Erwartungen daran. 90% der Nachrichten die ich lese werden leider nicht von meinem GEZ Beitrag finanziert, und trotzdem sind diese News stehts brandaktuell. Ehrlich gesagt habe ich kein Problem mit der GEZ Gebühr, ich würde jedoch gerne mit entscheiden Was damit gemacht wird und wo das Geld hin fließt.

Danke für die Nachlese, ich hatte das auch kurz bei der Tagesschau auf Facebook wahrgenommen und mich, nunja, gewundert ob der Erwartungshaltung. Sicherlich haben sich die Nutzungsgewohnheiten und -erwartungen sehr schnell verschoben und Second Screen-Nutzung ist hiermit nachgewiesenermaßen etwas, mit dem sich Redaktionen alsbald beschäftigen sollten (geschieht beim WDR ganz aktiv z.B. bei der Redaktion der „Aktuellen Stunde“).

Was mich aber viel mehr interessieren würde (obwohl ich weiß, dass das methodisch und aufgrund fehlender Daten nicht gehen wird): Wie viele der kritischen Zuschauer kommentieren an anderer Stelle aktiv die GEZ und die von ihr eingetriebene „Zwangsabgabe“? Kaum ein Thema wird nachhaltig so heftig und mit hoch emotionalen Posts und Kommentaren bedacht wie die Gebühren für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, deren Berechtigung in hoher Zahl verneint. Es ließe sich m.E. ein hoher Grad an identischen Profilen ermitteln, wenn dies methodisch ginge, die sich am aktuellen Tagesschau-Shitstorm beteiligt haben und an anderer Stelle gegen die GEZ wettern. Ohne die Gebührengelder ist aber nun einmal das Vorhalten von Korrespondenten in aller Welt und die eingeforderte schnelle Reaktion allein auf Ebene der zur Verfügung stehenden Infrastruktur nicht möglich. Wie gesagt, diese angenommene Korrelation lässt sich empirisch nur sehr schwer, durch explizite Abfrage nur mit heftigsten Verzerrungseffekten bis gar nicht ermitteln – sie ist aber bei der Abwägung betroffener Redaktionen wie in diesem Fall ARD-aktuell für die künftige Handhabe derlei Erregungskommunikation ein nicht unwesentlicher Aspekt.

Ich bin es ehrlich gesagt leid, dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk das Wort zu reden, wenn ich wiederholt erlebe, dass seine Kritiker (was zumindest die Gebühren angeht) mit gleicher Zunge bei passender Gelegenheit ein umfassendes Leistungsspektrum einfordern. Guter, aktueller Journalismus kostet Geld – wasch mich, aber mach mich nicht maß, das geht nun einmal nicht, Gebühren müssen also sein.

Bei der Diskussion des von mir hier diskutierten Aspekts wird die Frage, ob ARD-aktuell schneller hätte in den Folgesendungen oder auf den digitalen Kanälen reagieren können, natürlich nicht beiseite geschoben. Nur für den Shitstorm gilt meiner Meinung nach: Wie die Queen agieren – lächeln, winken, sich seinen Teil denken und geschehen lassen.

Drei Anmerkungen zur guten Zusammenfassung der Diskussion zwischen Fernsehnutzern & -machern:

Zwischen den Mitgliedssendern der EBU existieren Austauschabkommen über Bildmaterial, weshalb es keine Notwendigkeit ist, „immer und überall“ mit einem eigenen Kamerateam vor Ort zu sein. Eine journalistische Einordung muss natürlich trotzdem erfolgen. Dies geschieht ja auch bei Aufnahmen, welche mit „Quelle: Internet“ versehen sind.

Äpfel und Birnen lassen sich vergleichen: beispielsweise hinsichtlich des Fruchtsaftgehalts, der Form und Größe, etc. 😉 Deshalb verstehe ich Deine Kritik nicht, denn unabhängig vom Verbreitungsweg [technisch (Presse, Radio, Fernsehen und das Konvergenzmedium Internet) oder durch unterschiedliche Formate (Tageszeitung, Wochenzeitschrift, Fernsehnachrichtensendung im Vollprogramm oder 24-Stunden-Nachrichtensender)] können vom Publikum Ansprüche an die journalistische Arbeit gestellt werden, die sich auf „Standards“ wie Ausgewogenheit, Wahrhaftigkeit etc. berufen.

Deshalb ist die Tagesschau nicht unberechtigterweise in die Kritik geraten, sondern da sie sich nach ihrem Selbstverständnis
als Chronist des Tagesgeschehens sieht und dabei die höchsten Zuschauerzahlen einer Nachrichtensendung im deutschsprachigen Fernsehen (20 Uhr-Ausgabe)
besitzt, kann das was nicht gezeigt wurde nicht geschehen sein. Oder um Niklas Luhmann zu zitieren: „[w]as wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien“. Immer noch ist die meiste Nutzung von Informationen sowohl an nationalstaatlichen Grenzen/Öffentlichkeiten als auch an klassischen Leitmedien gekoppelt, weshalb der Tagesschau-Redaktion eine bedeutende Rolle zugesprochen werden kann.

Teile deine Ansicht nicht ganz. Ich glaube, dass dieser Shitstorm ganz gut zeigt, wohin sich die Erwartungen des Zuschauers verschoben haben / sich gerade verschieben: Hin zu aktueller und schneller Berichterstattung wie wir sie von Onlinemedien kennen. Du musst eingestehen, dass mit ein wenig Mut und Wille zur Veränderung durchaus möglich wäre – BBC oder Al Jazeera machen es vor – Live-Streams von Mobilreportern, Einblendung von Tweets, Reporter vor Ort, etc. Technik und Mittel sind vorhanden, nur ist diese Form von Fernsehen / Nachrichten-Berichterstattung in D / CH noch nicht angekommen.

Danke, für diese ausführliche Meinungsäußerung.
Ich möchte aber anmerken, dass ich selbstverständlich finde, dass ein Medium wie die „Tagesschau“ sich für eine Falschaussage (3000 Demonstranten ist schlichtweg falsch) entschuldigt, oder sie wenigstens richtig stellt. Wir alle haben in Streams und Co. gesehen, dass es mehr waren.
Außerdem: Warum muss die Tagesschau immer absolute Zahlen bringen? Kann man nicht einfach zu geben, dass man noch keinen Überblick hat?

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