Verifikation von Inhalten in Social Media (Teil I: Vorbereitung)

Je mehr Daten im Internet frei zugänglich sind, desto wichtiger wird deren journalistische Aufbereitung. In einer dreiteiligen Serie sammle ich hierzu Tipps, wie Daten aus dem Netz – im Speziellen der Social Networks – überprüft und hinterfragt werden können. Teil I beschäftigt sich mit der Tatsache, dass eine sinnvolle Verifikation bereits vor dem Newsereignis beginnt.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Die folgende Serie beweist, dass es auch in Zeiten zunehmender Digitalisierung Journalisten braucht und unser Beruf nicht aussterben wird. Im Gegenteil: Je mehr Daten wir selbst von uns ins Netz stellen, desto wichtiger wird deren Verifikation durch geschulte und moralisch handelnde Personen.

Wer im Netz journalistisch tätig sein will, sollte beachten, dass der Verifikationsprozess von Inhalten nicht erst während eines Newsereignisses, sondern bereits viel früher beginnt. Dazu empfiehlt es sich, zuerst selbst ein digitales Netzwerk aufzubauen:

Nun geht es darum, nicht nur präsent zu sein, sondern sich selbst in seinem angestammten journalistischen Themengebiet zu vernetzen. Dazu gehört die Fähigkeit, Meinungsführer ausfindig zu machen und diese digital zu «verfolgen». Hierzu helfen folgende Suchformulare:

Verschiedene weitere Tools ermöglichen es, Personen ausfindig zu machen, die zu bestimmten Themen im Netz aktiv sind:

  • Klout führt verschiedene Social Networks zusammen und ermittelt somit die einflussreichsten Meinungsführer zu einem bestimmten Thema.
  • Flipboard ist eine App für das iPhone/iPad, in welcher ebenfalls Personen zu Themen zugeordnet werden. Diese können anschliessend auf anderen Social Networks erneut «verfolgt» werden.
  • Google Blog-Suche, um themenspezifische Blogger ausfindig zu machen. Diese kann man zum Beispiel via RSS verfolgen. Slug.ch und Blogverzeichnis.ch helfen weiter, um Inhalte aus der Schweiz zu finden.
  • Listorious, um Personen und Listen zu spezifischen Themen auf Twitter zu finden.

Ein erstes eigenes Netzwerk hilft nicht nur, um laufend aktuelle Themen zu verfolgen, sondern ist auch ein sinnvolles Instrument, um im Ernstfall als Crowdsourcing-Plattform «angezapft» werden zu können. Dazu gehören neben Facebook und Twitter auch Youtube, Soundcloud und AudioBoo. Wie im richtigen Leben gilt auch im Internet: Wer sich ein Kontaktnetz mit Personen aus verschiedenen Regionen aufbaut, ist in der Hitze des Gefechts schneller an Informationen aus erster Hand. So kann zum Beispiel bereits ein Skype-Gespräch im Vorfeld eines Newsereignisses helfen, um einen einfachen Twitter-Account in eine glaubwürdige und verifizierte Quelle zu verwandeln.

Um noch besser auf ein spezifisches Newsereignis vorbereitet zu sein, helfen folgende – zum Teil etwas aufwändigere – Schritte:

  • Twitter-Listen erstellen: Wer sich ein unsichtbares «Quellennetz» aufbauen will, ist mit privaten Twitter-Listen gut bedient. Dazu muss man den einzelnen Accounts auf Twitter nicht folgen, sondern kann diese bequem einer «privaten» Liste hinzufügen. Twitter-Accounts können zum Beispiel über die erweiterte Twitter-Suche, Xing- oder LinkedIn-Profile gefunden werden.
  • Google Suchoperatoren programmieren: Google ist trotz erweiterter Suchen auf Twitter und Facebook noch immer eine der besten Adressen, um Daten zu finden. Wer im Ernstfall schnell sein will, speichert sich in einer ruhigen Minute verschiedene Suchoperatoren (Suchketten) als Lesezeichen ab und hat diese anschliessend griffbereit.
  • Twitter-Clients ausprobieren: Wer sich vor einem Newsereignis mit verschiedenen Twitter-Programmen auseinandersetzt, wird eigene Vorlieben entdecken und kann im Ernstfall schneller durch die Newsflut navigieren.
  • Trends aktiv mitverfolgen: Selbstverständlich bilden Trendsmap, What the Trend, Trending Topics und Google Insights for Search nur einen Teil der Realität ab. Trotzdem können über solche und weitere Tools erste Newstrends erkannt und mitverfolgt werden.
  • Änderungen nachverfolgen: Werden neue Inhalte im Netz veröffentlicht, so können diese mit der Mail-Benachrichtigung von Google (Google Alerts) automatisch abonniert werden. Es lohnt sich, solche automatisierte Suchanfragen im Vornherein zu programmieren.

Nun kann der News-Ernstfall eintreten – mehr dazu in Teil II dieser Serie.

Habe ich etwas vergessen? Weitere Tools und Tricks können in den Kommentaren hinterlegt werden.

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12 Kommentare

Ja, eigene Kanäle einrichten und Netzwerke aufbauen, dauert etwa ein halbes Jahr, bis man belastbare Kontakte hat. Auch andere tools einrichten, damit das man das nicht erst bei einer Nachrichtenlage tun muss (und sie natürlich bedienen können ,)

Gute Zusammenstellung. Aus meiner Sicht ist es wichtig, diese Kanäle nicht nur passiv „anzuzapfen“, sondern selber aktiv zu nutzen. Aus zwei Gründen: 1. Man macht sich viel leichter mit Funktionsweisen und Mechanismen der jeweiligen Kanäle vertraut, wenn man sie aktiv nutzt. Das minimiert Fehler und Fehlinterpretationen, wenn’s mal schnell gehen muss. 2. Man erreicht in den Kanälen als Journalist eine gewisse Bekanntheit und signalisiert, dass man über den Kanal erreichbar ist. Das führt gerne mal dazu, dass man via Twitter einen Hinweis erhält, den sonst ein anderer Journalist bekommen hätte.

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