Weshalb wir bei SRF Whatsapp einsetzen

Zum ersten Mal setzt ein deutschsprachiges Medienunternehmen auf einen Kanal, der bereits seit Jahren zum Alltag einer ganzen Generation gehört: Schweizer Radio und Fernsehen lanciert an diesem Wochenende einen zeitlich begrenzten Test, News und Hintergründe den Usern auch via Whatsapp zukommen zu lassen.
Whatsapp gehört in der Schweiz zu den beliebtesten und am häufigsten installierten Apps auf Smartphones – bei den meisten Nutzern befindet sich die App ausserdem auf dem ersten Screen und ist so also stündlich mehrfach sichtbar. Sei es die Nachricht von gestern Nacht, schnell ein lustiges Bild von unterwegs oder die erschreckenden Überschwemmungen im Nachbardorf: Alles wird auf dieser App rund um die Uhr geteilt. Zu diesem Schluss kam jüngst auch die «Media Use Index 2014»-Studie der Y&R Group Switzerland.
Umso häufiger stellt sich deshalb auch für Medienunternehmen die Frage, wie sie ihre Inhalte auf dieser Plattform zur Verfügung stellen. Reicht ein Whatsapp-Share-Button, um die Inhalte teilbar zu machen? Diese Frage stellt auch Guardian-Digitalstratege Wolfgang Blau zu Recht.
News orgs in chat apps are cool. Using chat apps as just another pipe to pump out content without interacting seems a bit Y2K, though. #rss?
— Wolfgang Blau (@wblau) September 23, 2014
Wir bei SRF haben die Möglichkeit eines solchen Share-Buttons zwar auf dem Radar, denken aber, dass es mehr braucht, um Inhalte wirklich an die User zu bringen. Aus diesem Grund lancieren wir an diesem Wochenende einen zeitlich begrenzten Test mit einem eigenen Whatsapp-Account. Hier haben wir beschrieben, wie Nachrichten von SRF News auf diesem Kanal abonniert werden können.
Bereits während der Wahlen in Indien sammelte BBC erste Erfahrungen mit verschiedenen Nachrichten-Applikationen. Die Resonanz beim Broadcaster war riesig: Viele User empfanden die Ansprache via Nachrichten-App, die sie täglich nutzen, persönlicher als über andere Kanäle. Dies hängt zum einen mit der direkten Push-Funktion des Mediums zusammen. Andererseits trägt natürlich auch die direkte Ansprache dazu bei, dass sich User ernster genommen fühlen. Auf diese Erfahrungen wollen wir bei SRF aufbauen.
Aber warum Whatsapp?
Datenschutz, Kauf von Facebook, Server in den USA – von all dem nichts gehört? Dies mag sich der eine oder andere zur Ankündigung unseres Tests gefragt haben. Auf jeden Fall haben wir uns dazu Gedanken gemacht – auch und vor allem, weil es in der Schweiz mit Threema und MyEnigma einige durchaus bemerkenswerte Konkurrenten zu Whatsapp gibt.
Trotzdem ist es in einer solch beschränkten Zeitspanne extrem schwierig, eine völlig neue Community mittels einer Applikation, die noch nicht wirklich eine hohe Durchdringung in der Gesellschaft geniesst, aufzubauen. Ausserdem bietet Whatsapp mit der aktuellen Version einige Funktionen, die für unseren Test notwendig sind und in dieser Form von der Konkurrenz (noch) nicht angeboten werden.
Wir sind gespannt auf die Erfahrungen, die wir in diesem neuen Feld sammeln können – und freuen uns über reges Feedback, sei dies via Twitter, Facebook oder natürlich Whatsapp.
Medienreaktionen
- netzwertig.com: Medienanbieter verwandeln WhatsApp in einen Quasi-RSS-Reader
- horizont.net: TV-Sender testen WhatsApp als Newskanal
- SRG insider: Auf den neusten Stand zu den Abstimmungen via Whatsapp
- persoenlich.com: SRF informiert bei den Abstimmungen neu auch per Whatsapp
- Thomas Hutter: WhatsApp: SRF Abstimmungsergebnisse über WhatsApp – genial oder einfach nur leichtsinnig?
- Marc Krüger: Schweizer Rundfunk bei WhatsApp: Ein gelungenes Experiment, aber…
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