Ende März veröffentlichte ich unter futurepublic.media ein Manifest zur Zukunft der öffentlich-rechtlichen Medienhäuser. Wie müssten diese heute aufgebaut und organisiert sein, damit sie der digitalen Realität gerecht werden?
Im ersten Monat nach der Publikation haben über 3000 Personen aus über 40 Ländern – hauptsächlich in Europa und den USA – das Manifest gelesen und geteilt.
Dabei erreichten mich unzählige positive Rückmeldungen – sei es persönlich im Gespräch, via Social Media oder per Mails. Falls Kritik am Inhalt auftauchte, dann in erster Linie an der Frage der Umsetzung der Vorschläge. Immer wieder ergaben sich Gespräche, in welchen Betroffene meinten, die Vorschläge an sich seien ja kaum umstritten, vielmehr sei die Frage nach dem «Wie?» entscheidend.
Und genau an diesem Punkt wollte ich mit dem Manifest ansetzen: Eine Diskussion über die Umsetzung kann nur individuell in den Unternehmen stattfinden. Jedes öffentlich-rechtliche Medienhaus hat andere Voraussetzungen, andere rechtliche Rahmenbedingungen, andere aktuelle Herausforderungen. Das Manifest sollte erreichen, eine Diskussion aus digitaler Perspektive zu ermöglichen und erste Denkanstösse in dieser Richtung mitzuliefern.
Wie ist das Ganze entstanden?
Seit nun etwas mehr als 8 Jahren arbeite ich im öffentlich-rechtlichen Umfeld – bei Schweizer Radio und Fernsehen. In diesen 8 Jahren hatte ich das Privileg in unterschiedlichen Funktionen ein Unternehmen mitten in einer grossen Transformationsphase zu begleiten. Angefangen als Journalist, der den Community-Bereich in den Informationsabteilungen aufbauen durfte, später als Produkt-Verantwortlicher für die Berichterstattung zu den Nationalen Wahlen 2015, als Leiter eines internen Innovationslabors und zuletzt als Projektleiter für die digitale Strategie des gesamten Hauses.
Doch auch andere öffentlich-rechtliche Medienhäuser, allen voran in Deutschland, sind mir nicht fremd. Sei es in Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen oder durch konkrete Beratertätigkeiten im Rahmen des Netzwerks Medientrainer darf ich regelmässig in die Strategie, Struktur und Organisation verschiedener anderer Medienhäuser Einblick geniessen.
In Kombination mit meiner zuletzt absolvierten Master-Ausbildung in Digital Management reifte deshalb der Wunsch, im grösseren Stil zur Transformation dieser Branche beitragen zu wollen. Ich bin ein überzeugter Verfechter des öffentlich-rechtlichen Medienmodells, engagiere mich aber genauso kämpferisch dafür, dass die öffentlich-rechtlichen Medienhäuser nur durch konstante Veränderung und eine noch konsequentere Ausrichtung auf die digitalen Herausforderungen längerfristig bei der Bevölkerung legitimieren können.
Aus diesem Grund schrieb ich im Herbst verschiedene Personen an, welche sich im Medienumfeld mit ähnlichen Fragestellungen auseinandersetzen und fragte diese, ob sich mich bei der Umsetzung eines Manifests unterstützen würden.
Aus einer ersten kleinen Idee war ein konkretes Projekt lanciert, welches ganz praktisch in einem geteilten Google-Dokument wachsen durfte. Nach mehreren Iterationen und einer Fülle von Kommentaren und Anmerkungen entstand das Resultat von aktuell 15 Punkten, die ich im Nachgang Ende März zur öffentlichen Diskussion stellte.
Wie geht es nun weiter?
Die Vorschläge des Manifests bleiben bestehen – in Deutsch sowie in Englisch. Doch dies ist erst der Anfang. Ich bin offen und gewillt, mit meinen Möglichkeiten dazu beizutragen und freue mich über Ideen und Anregungen, wie man die Diskussion gewinnbringend weitertreiben kann.
Haben Sie eine Idee oder ein Angebot – so lassen Sie es mich wissen.
1 Kommentar
Hallo Konrad. Ja, ich hatte mit viel Freude das Manifest gelesen und geteilt. Und doch „keimte“ das Gespräch noch nicht in meiner Runde. Ich denke auch, weil die Vorschläge, wie du selber geschrieben hast „an sich ja kaum umstritten“ sind. Ich denke trotzdem, dass die Diskussion immens wichtig ist. Es ist meine persönliche Meinung, und da mag ich auch falsch liegen, aber da bin ich sehr einverstanden mit dem Claim „Suche nach künftiger Legitimität“. Wenn schon vor kurze Zeit eine No-Billag Abstimmung gab, das zeigt um so mehr, dass SRF schon heute Mühe hat, seine Relevanz in der Gesellschaft zu behaupten. Da bin ich sehr gespannt, wie diese Diskussion weitergeführt wird. Auf jeden Fall danke für deinen wertvollen Beitrag!