«Jeder Rappen zählt»: fehlende Medienkonvergenz

Bereits zum zweiten Mal steigen DRS 3-Moderatoren in einen Container auf dem Bundesplatz in Bern. Nach dem letztjährigen Erfolg von «Jeder Rappen zählt» hat sich das Schweizer Fernsehen und Schweizer Radio DRS für eine Wiederholung der crossmedialen Spendenshow entschieden. Das Prädikat «medienkonvergent» verdient das Projekt allerdings (noch) nicht.

Bereits zum zweiten Mal steigen DRS 3-Moderatoren in einen Container auf dem Bundesplatz in Bern. Nach dem letztjährigen Erfolg von «Jeder Rappen zählt» hat sich das Schweizer Fernsehen und Schweizer Radio DRS für eine Wiederholung der crossmedialen Spendenshow entschieden. Das Prädikat «medienkonvergent» verdient das Projekt allerdings (noch) nicht.

Die Premiere von «Jeder Rappen zählt» (JRZ) im Jahr 2009 hat sich nicht nur finanziell in Form von Spenden für die Glückskette positiv ausbezahlt. Nebenbei konnten die künftigen Arbeitspartner SF und SR DRS bereits im vergangenen Jahr erste Gehversuche im crossmedialen Auftritt erproben. Das Projekt schien überzeugt zu haben. So entschieden sich die Verantwortlichen die Spendenwoche auch in diesem Jahr durchzuführen.

Crossmediales Storytelling fehlt

JRZ ist in erster Linie eine 24-Stunden-Radioshow während sieben Tagen. Erst in zweiter Linie ist JRZ allerdings auch eine Fernsehshow. Währendem die Moderatoren im Glashaus Gäste interviewen, Musikstücke bereitlegen und untereinander Witze austauschen, muss der Zuschauer auf SF zwei die Musik mithören, die gerade am Radio ausgestrahlt wird. Der Mehrwert für Zuschauerinnen und Zuschauer liegt also in erster Linie in den Bildern, die es zu den im Radio übertragenen Gesprächen gibt. Der Drang beim Zuschauer, mehr zu den Bildern, die er sieht zu erfahren, wird allerdings nicht gestillt. Man könnte fast meinen, die Macher von JRZ hätten ein Storytelling-Konzept für ein Medium ausgearbeitet und dann überraschenderweise noch ein zweites Medium zur Verbreitung ihrer Ideen erhalten und wüssten jetzt nicht, wie mit diesem umzugehen sei.

Web-Umsetzung überzeugt

Neben einem Verfehlen im Fernsehen ein griffiges Konzept erarbeitet zu haben, muss man den Verantwortlichen von JRZ aber auch ein Kränzchen widmen. So haben sie es geschafft, die Show nicht nur in den linearen Medien zu etablieren, sondern sie auch fürs Web so aufzuarbeiten, dass Nutzer das Projekt als Einheit wahrnehmen können. Nebst einem vielseitigen Onlineauftritt können Highlights der Woche auch auf Facebook mitverfolgt und diskutiert werden. Weiter wurde in diesem Jahr auch pünktlich zum Start eine App fürs iPhone lanciert – ein mutiger und durchaus crossmedialer Schritt. Einzig der Auftritt auf Twitter lässt noch einige Wünsche übrig: Dort wird sporadisch via Account von DRS 3 berichtet.

Medienkonvergenz: wie berichten wir in welchem Medium?

Alle guten Dinge sind drei: Sollten sich die JRZ-Verantwortlichen für eine dritte Austragung der Spendenshow im kommenden Jahr entscheiden, müsste dringendst über eine bessere TV-Strategie nachgedacht werden. Denn medienkonvergent ist das Projekt noch bei Weitem nicht. Medienkonvergenz bei JRZ bedeutet, dass für jeden Vektor eine klare Strategie geplant und danach umgesetzt wird. Aus diesem Grund genügt es nicht, «nur» etwas Radio am Fernsehen zu machen, um die ZuschauerInnen in Massen vor die Bildschirme zu locken.Allerdings sind die Ziele der Spendenshow wohl auch anders gesetzt. Stehen doch in erster Linie die Spenden und das Spektakel vor Ort im Zentrum.

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