BBC stellt Crowdsourcing-App vor

Alles aus einer Hand: Die BBC macht zur Zeit mit einem interessanten Projekt vor, wie man als Medienhaus künftig Geschichten von der Datenbeschaffung über die Verarbeitung bis hin zur journalistischen Aufbereitung planen muss. Positive Nebenprodukte sind dabei nebst erhellenden Erkenntnissen für andere Projekte auch die Positionierung des Mediums als zukunftsweisende Informationsinstitution.

Um was geht es? Am Montag, 18. Juli präsentierte Rory Cellan-Jones, BBC-Technologie-Redaktor, auf Twitter ein neues Crowdsourcing-Projekt:

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Mit einer speziell (und vorerst nur für Android-Geräte) programmierten App will die BBC die Versprechen der Mobilfunkanbieter mithilfe des Wissens der Masse überprüfen. Stellt sich der User zur Verfügung, so zeichnet die auf dem Smartphone installierte App während eines Monats sämtliche Mobilfunk-Abdeckung (EDGE und 3G) und den dazugehörenden Standort auf. In einem kurzen Statement erklärt Rory Cellan-Jones wie dies funktionieren soll:

Sollten auch nur wenige Nutzer an diesem durchaus spannenden Crowdsourcing- und Datenjournalismus-Projekt teilnehmen, so muss mit einer unvorstellbar grossen Datenmenge gerechnet werden. Bereits vor einigen Monaten präsentierte Zeit Online ein ähnliches Datenjournalismus-Projekt, das allerdings «nur» auf den Daten einer einzigen Person basierte. Doch bereits diese Datenfülle beinhaltete über 35’000 einzelne Datensätze.

Die BBC hat sich zum Ziel gesetzt, die gesammelten Daten schlussendlich ebenfalls in einer Kartenansicht allen Nutzern zur Verfügung zu stellen. Die Idee ist meiner Meinung nach einzigartig und wegweisend für künftige Grossprojekte von Medienhäusern. Als weiser Entscheid werte ich zudem die Wahl des Themas, um ein solches Pilotprojekt durchzuführen: Mit der Mobilfunktechnologie können sich vor allem technikaffine Personen identifizieren, welche sich wohl auch schneller von einem solchen Projekt begeistern lassen und schlussendlich ihre Daten zur Verfügung stellen.

Trotzdem drängen sich mir zwei Fragen auf:

  • Zum einen erstaunt es mich, dass im Gegensatz zu Deutschland in Grossbritannien offenbar keine hitzigen Diskussionen zu «Was darf das öffentlich-rechtliche Fernsehen/Radio im Internet und was nicht?» gibt.
  • Zum anderen scheint auch der Datenschutz bei diesem Projekt kein Thema zu sein. Mit der vorgestellten App können detaillierte und auf einzelne Personen zugeschnittene Bewegungsprofile erstellt werden. Dass dies bei den Briten nicht zu einem Aufschrei oder zumindest zu Stirnrunzeln führt, kann ich mir nur mit der in United Kingdom vorherrschenden Überwachungsmentaltität erklären.

Allemal bin ich gespannt auf die Resultate und wie die BBC diese präsentieren wird.

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