Was machst du eigentlich?

Eine gefühlte Ewigkeit ist es her, dass ich an dieser Stelle etwas geschrieben habe. Umso mehr ist es an der Zeit, die vielen Gedanken der letzten Monate zu bündeln. Mein Studienabschluss in Journalismus und Organisationskommunikation an der ZHAW und der definitive Berufseinstieg geben mir Anlass dazu.

In der aktuellen Ausgabe des «Schweizer Journalist» (Nr. 8/9 2013, online nicht verfügbar) durfte ich einige Sätze zum Thema «Kämpfer gegen die grosse Depression – wie man als Journalist die Freude am Job behält» zum besten geben. Darin werde ich unter anderem mit den Worten ‚Weber hat vieles richtig gemacht‘ beschrieben. Eine klar überhöhte und geschönte Sicht, die vermuten liesse, ich hätte bereits vor Jahren kühne Pläne geschmiedet, wie ich an meine aktuelle Stelle kommen könnte. Dem ist bei weitem nicht so. Wer meinen Blog über die Jahre mehr oder weniger regelmässig verfolgt hat, sollte längst bemerkt haben, dass ich in die Themen, die mich aktuell beschäftigen und mit welchen ich mich täglich rumschlage, vielmehr reingerutscht bin. Klar, es war schon lange mein Traum, irgendwann bei Schweizer Radio und Fernsehen arbeiten zu dürfen.

Privilegiert und gefordert

Nun scheint es also geklappt zu haben. Doch ‚was machst du eigentlich?‘ Immer wieder erhalte ich diese Frage gestellt, da man sich entweder unter dem – inzwischen zum Glück immer überflüssigeren – «Journalist 2.0» nichts vorstellen kann oder nicht weiss, was ein Multimediajournalist den lieben langen Tag eigentlich macht.

Es ist nicht selbstverständlich, dass ich in der privilegierten Lage stecke, täglich mit Freude zur Arbeit zu gehen. Dies hängt vor allem mit der unglaublichen Abwechslung zusammen, die ich immer wieder antreffe. Kein Tag gleicht dem nächsten, obwohl ich für meine Arbeit stets an denselben Ort pilgere und dort oft Stunden vor demselben Bildschirm sitze.

Seit August bin ich als Multimedia-Redaktor bei SRF News Online angestellt. Bereits zuvor war ich mehr als ein Jahr in derselben Redaktion tätig, damals allerdings zu einem kleineren Pensum und gleichzeitig zu meinem Studium an der ZHAW. Nun arbeite ich zur einen Hälfte am Newsdesk in verschiedenen Funktionen: Mal schreibe ich Hintergrundberichte, mal bin ich für die schnelle Newsberichterstattung und mal für den Twitter– und Facebook-Auftritt von SRF News zuständig.

Zur anderen Hälfte kümmere ich mich um verschiedene Projekte im Informationsbereich von SRF. Sei es die Umsetzung eines speziellen Onlineauftrittes einer Sendung, die interne Schulung von Redaktoren in Social Media-Recherche oder die Planung einer interaktiven Sendung: Im Zentrum steht immer der Austausch mit anderen Journalistinnen und Journalisten von Fernseh- und Radioredaktionen. So auch während der Sommerserie des TV-Magazins «10vor10», für welche ich zwei datenjournalistische Onlineprojekte umsetzen durfte («Wo die Reichsten der Schweiz wohnen» und «Wie viel wird an Ihrem Wohnort verdient?»).

Verändertes Rollenverständnis

Die Planung von journalistischen Inhalten über mehrere Publikationskanäle hinweg und die Umsetzung dieses konvergenten Storytellings haben mich in den letzten Monaten sogar noch intensiver verfolgt. Als Abschluss meines Studiums an der ZHAW schrieb ich für SRF ein Konzept einer konvergenten und interaktiven Berichterstattung zu den nationalen Wahlen im Herbst 2015. Einige Quellen könnte der geneigte Leser während dieser Zeit zwischendurch als Lesetipps via Twitter wiedergefunden haben. Aufgrund von Umsetzungsvorschlägen, die für den internen Gebrauch bei SRF bestimmt sind, kann die gesamte Arbeit hier nicht veröffentlicht werden. So viel sei trotzdem verraten: Es geht in der Arbeit in erster Linie um ein neues Rollenverständnis von Journalisten, über welches ich auch bereits an dieser, dieser und dieser Stelle geschrieben habe.

Doch nochmals zurück auf Feld 1 und zur entscheidenden Aussage des «Schweizer Journalist», ich hätte Vieles richtig gemacht. Vielleicht war ich mit meinen Interessen auch einfach zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort, denke ich mir manchmal. Denn ich kenne einige Altersgenossen, die ebenfalls überzeugt sind, dass sie in digitalen Zeiten journalistisch tätig sein wollen. Nur muss ich trotz meiner stets optimistischen Grundhaltung zugeben, dass die aktuellen Arbeitsaussichten nicht rosig sind. Einige engagierte Mitstudenten verfügen noch über keine Stelle, nachdem wir nun alle zusammen diesen sonst bereits arg gebeutelten Arbeitsmarkt fluteten. Sollten Sie im deutschsprachigen Raum also auf der Suche nach motivierten jungen Journalistinnen und Journalisten sein, die über viel Video-, Text- und Moderationserfahrung verfügen und dies so selbstverständlich auch auf allen Publikationskanälen und unter Einbezug neuer Medien tun, stehe ich gerne für Kontaktvermittlungen zur Verfügung.

Und den jungen Mitstreitern kann ich an dieser Stelle nur schmackhaft machen, selbst ebenfalls das Zepter zu übernehmen und aktiv zu werden. Zum Beispiel an den zweiten Jugendmedientagen Schweiz vom 20. und 21. September 2013 in Zürich. Leider kann ich in diesem Jahr nicht mit von Partie sein. Ich kann mich aber gut an die letztjährige Premierenausgabe erinnern. Es lohnt sich, als Berufseinsteiger von diesem Angebot Gebrauch zu machen und neue Kontakte zu knüpfen.

Auf dass wir – ob jung oder alt – unseres Glücks eigener Schmid werden und die Sache mit dem nötigen Optimismus anpacken.

Update 1 – 27. Mai 2014:
Tobias Grimm, Student an der HTW Chur, hat mich bei der Arbeit besucht und folgendes Video produziert.

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